Suffizienzstrategie als Weg zur nachhaltigen Entwicklung15. Mai 2013 / Markus Ender


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Die Bachelorarbeit (Bachelor-Thesis) «Suffizienzstrategie als Weg zur nachhaltigen Entwicklung» von Roger Schärer aus seinem Studium «Bachelor of Science in Umweltingenieurwesen» zeigt wertvolle Denk- und Handlungsansätze. Sie wurde mit dem Prädikat gut bis hervorragend bewertet und kann auf sinndrin.ch im Volltext (PDF) heruntergeladen werden.

Abstract

Um einen Übergang hin zur nachhaltigen Entwicklung zu erreichen, werden seit den 1970er Jahren als drei zentrale Denk- und Strategieansätze die Effizienz-, Konsistenz- und Suffizienzstrategie vorgebracht. Die letztgenannte scheint dabei die am schwierigsten in der Praxis umsetzbare Strategie zu sein, weil in der Öffentlichkeit bis heute kein Konsens über ihren Stellenwert herbeiführbar ist.

Aufgezeigt wird, ob

  • Suffizienzstrategien in der Praxis von Individuen nötig und lebbar sind und
  • wie gelebte Suffizienz anhand der Methodik des Erfahrungslernens in der Gesellschaft gefördert werden kann.

Dazu wurde

  • eine Literaturrecherche durchgeführt und
  • ein Bildungskonzept entwickelt.

Die drei komplementären Strategieansätze wurden einander gegenübergestellt und es wurde dargelegt, dass eine auf Nachhaltigkeit basierende Gesellschaft einer systematischen Umsetzung aller drei Strategien bedarf.

Bei Individuen wird die Suffizienzstrategie benötigt, weil sie auf der Nachfrageseite ansetzt, indem sie das Konsum- und Nutzerverhalten sowie Wertvorstellungen und Bedürfnisse anspricht.

Die vier grundlegenden Suffizienzstrategien (4E’s) Entrümpelung, Entschleunigung, Entkommerzialisierung und Entflechtung, wurden ausgeleuchtet und wurden als Kriterienkatalog für praktische Suffizienzansätze herangezogen.

Exemplarisch wurden 59 praktisch lebbare Ansätze vorgestellt, welche jeweils mindestens eine der 4E-Strategien verfolgen.

Die Entwicklung des Bildungskonzepts wurde anhand den didaktischen Prinzipien des erfahrungsbasierten Lernens, der Erlebnisorientierung im Handlungsfeld Stadt, des mehrphasigen Lernens und modellhaften Lernens vorgenommen. Es verfolgte als Bildungsziel, die Teilnehmenden in die Lage zu versetzen, einen persönlichen Lebensbereich mittels gezielter Anwendung einer oder mehrerer der 4E’s lustvoller zu gestalten und dadurch motiviert zu sein, in anderen Lebensbereichen die bestehende Balance zwischen Genuss und Überkonsum zu hinterfragen und neu zu tarieren.

Praktische Ansätze

Ernährung / Akzeptanz verminderter optischer und technischer Nahrungsmittelqualität / Containern / Eigenanbau / Fleischarme Ernährung / Kalorienrestriktion / Leitungswasser trinken / Nahrungsmittel-Tauschbörsen / Nutzung von bestehenden Kulturen im Wohnumfeld / Slow Food / Vertragslandwirtschaft / Mobilität / bike to work / Carpooling / Carsharing / Langsamverkehr / Wohnen und Arbeiten am selben Ort / Wohnen und Bauen / Alternative Zweitwohnungsmodelle / Autofreies Wohnen / Minihäuser / Wohngemeinschaft / Arbeit / Arbeit gegen Naturalien oder Gutscheine / Arbeitszeitreduktion statt Lohnerhöhung / Teilzeitarbeit / Immaterielle Befriedigung statt Lohn / Konsum und Beschaffung / Besitzreduktion / Bring- und Holmarkt / Brockenhaus / Buy Nothing Day / Flohmarkt / Gemeinschaftlicher Konsum / Internetauktion / Kleidung / Online-Leihbörse / Peer-Produktion / Tauschring / Selbermachen / Swapping Days / Freizeitbeschäftigung / Couchsurfing / Musse / Privatwohnungsmiete / Sport / Geist / Ausklinken / Meditation / Nichts Denken / Schlaf / Zen / Kommunikation / Medienkonsum / Werbung / Geld / Abstinenz / Crowdfunding / Regiogeld / Sprache und Schrift / Kleinschreibung / Toki Pona / Bestehende Bildungsangebote / Lessnesslive / Outdoor Education / Diverses / Forschung und Wissenschaft / Fortpflanzung / Hierarchie / Software / Wahlmöglichkeiten

Der Begriff Suffizienz (von lat. sufficere, dt. ausreichen) steht in der Ökologie für das Bemühen um einen möglichst geringen Rohstoff- und Energieverbrauch. In der praktischen Nachhaltigkeitsdiskussion wird Suffizienz komplementär (gegensätzlich) zu Ökoeffizienz und Konsistenz gesehen. Er wird im Sinne der Frage nach dem rechten Mass sowohl im Bezug auf Selbstbegrenzung, Konsumverzicht oder sogar Askese, aber auch Entschleunigung und dem Abwerfen von Ballast gebraucht. Quelle: Wikipedia